Der Kampf um den „Chill Guy“: Meme-Zeichner verklagt Kryptobros

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Die digitale Welt erlebt derzeit einen ungewöhnlichen Rechtsstreit, der die Schnittstelle zwischen Internet-Kunst, viraler Popkultur und Kryptowährungsspekulation exemplarisch aufzeigt. Im Mittelpunkt steht Phillip Banks, der Künstler hinter dem mittlerweile weltberühmten „Chill Guy“-Meme, und eine Kryptowährung, die seinen Charakter ohne Erlaubnis nutzt.

Von der Kunst zur Krypto-Münze: Eine rasante Entwicklung

Banks kreierte den „Chill Guy“ ursprünglich im Oktober 2023 als Charakterstudie der Coolness: Ein Typ in Kapuzenpulli und Sneakers, der demonstrativ entspannt durchs Leben geht. Seine Beschreibung: „Er ist einfach ein cooler Typ, dem nicht wirklich was ausmacht.“ Niemand ahnte damals, welche Lawine dieser unscheinbare Charakter eines Tages lostreten würde.

Als TikTok den Charakter aufgriff und zum viralen Phänomen machte, nutzten Krypto-Enthusiasten die Gelegenheit. Am 15. November wurde auf der Plattform Pump.fun eine Solana-basierte Meme-Münze namens CHILLGUY gelauncht – ohne Rücksprache mit Banks.

Ein Boom mit astronomischen Dimensionen

Die Zahlen sind atemberaubend: Innerhalb weniger Tage explodierte die Marktkapitalisierung der CHILLGUY-Münze auf über 500 Millionen Dollar. Einzelne Trader machten spektakuläre Gewinne – ein Investor verwandelte 1.000 Dollar in über 1 Million Dollar.

Banks‘ Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Über Twitter verkündete er unmissverständlich: „Chill Guy ist urheberrechtlich geschützt. Ich werde in den nächsten Tagen Abmahnungen für gewerbliche Nutzungen verschicken.“

Die rechtlichen Herausforderungen

Doch die Durchsetzung von Urheberrechten in der Krypto-Welt ist kompliziert. Die Identität des Münz-Entwicklers, der nur unter dem Pseudonym „mrowl“ bekannt ist, bleibt unbekannt. In der dezentralen Welt der Kryptowährungen kann praktisch jeder ohne Genehmigung einen Token erstellen.

Experten sehen die Erfolgsaussichten von Banks‘ Vorgehen skeptisch. Während es in der Vergangenheit bereits erfolgreiche Copyright-Durchsetzungen gab – wie bei Matt Furie’s Pepe the Frog – scheiterten viele Versuche.

Unerwartete Solidarität

Interessanterweise reagierte die Krypto-Community nicht durchweg negativ. Eine Gruppe von Unterstützern richtete eine Spendenwallet für Banks ein, die bereits Kryptowährungen im Wert von fast 300.000 Dollar enthält.

Banks selbst betont, dass er keine Probleme mit Marken oder TikTok-Nutzern habe, die seinen Charakter verwenden – solange sie ihn credited. Merchandise und Kryptomünzen seien jedoch tabu.

Ein Symptom der digitalen Ära

Der Fall verdeutlicht die Spannungsfelder des digitalen Zeitalters: Wo endet künstlerische Freiheit, wo beginnt Kommerzialisierung? Wie können Kreative in einer Welt der instantanen, grenzüberschreitenden Verbreitung ihre Rechte schützen?

Die CHILLGUY-Münze ist nach Banks‘ Intervention auf rund 347 Millionen Dollar gefallen. Ob rechtliche Schritte folgen werden, bleibt abzuwarten. Eine Geschichte, die zeigt: Im Internet ist nichts wirklich „chill“.


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