Die Ethereum-Community ist bekannt für ihre ständige Weiterentwicklung und die Suche nach Optimierungen. Aktuell sorgt ein Vorschlag für eine neue Gebührenstruktur auf der App-Schicht für Diskussionen. Zwei Community-Mitglieder, Kevin Owocki und Devansh Mehta, haben eine innovative Idee präsentiert, die das Gleichgewicht zwischen Entwicklereinnahmen und Nutzergebühren neu justieren soll.
Der Vorschlag im Detail: Dynamische Gebühren mit Quadratwurzel
Kern des Vorschlags, der am 27. April vorgestellt wurde, ist eine dynamische Gebührenstruktur, die auf einer Quadratwurzelfunktion basiert. Das Ziel: Fairness und Wachstum fördern.
- Funktionsweise: Der Gebührenprozentsatz, den ein Projekt zahlen muss, sinkt, wenn das eingesammelte Finanzierungskapital wächst. Die Formel
Wurzel(1000 * N)
(wobei N das Kapital in Einheiten von 1000 USD ist) bestimmt die Gebühr. - Beispiel: Bei einem Finanzierungspool von 170.000 USD (N=170) würde die Gebühr ca. 13.038 USD betragen, was rund 7% entspricht.
- Vorteil für Kleine: Diese Struktur ermöglicht proportional höhere Renditen für Projekte mit kleinerem Kapital, was die Entwicklung auch für Nischenanwendungen attraktiv macht.
- Deckelung: Um exzessive Gebühren bei sehr erfolgreichen Projekten zu vermeiden, ist die Gebühr bei 1% gedeckelt, sobald der Finanzierungspool 10 Millionen USD übersteigt.
Dieser Ansatz soll sicherstellen, dass kleine Entwickler ihre dApps ohne erdrückende Kosten starten können, während das Wachstum großer Projekte durch eine faire Obergrenze nicht gebremst wird.
Warum eine neue Gebührenstruktur? Der Kontext
Der Vorstoß von Owocki und Mehta ist kein isoliertes Ereignis. Er spiegelt eine breitere Debatte innerhalb der Ethereum-Welt wider:
- Wirtschaftliche Nachhaltigkeit: Angesichts starker Konkurrenz durch andere Blockchains ist die Optimierung von Gebührenstrukturen und Wertakkumulationsmechanismen entscheidend für Ethereums langfristige Attraktivität.
- Evolution der Gebühren: Ethereum hat seine Gebührenmechanismen bereits mehrfach angepasst. EIP-1559 (August 2021) führte die Base Fee (die verbrannt wird) und Priority Fees (Trinkgelder) ein, was Gasgebühren vorhersehbarer machte. EIP-4844 (Proto-Danksharding, März 2024) senkte durch die Einführung von „Blobs“ die Kosten für Transaktionen auf Layer-2-Lösungen drastisch.
- Layer-2-Herausforderung: Während Layer-2-Rollups die Skalierbarkeit verbessern und Gebühren senken, verlagert sich auch die Aktivität weg vom Mainnet (Layer 1). Dies wirft Fragen auf, wie Layer 1 langfristig genügend Gebühreneinnahmen generieren kann, um sein Sicherheitsbudget zu finanzieren. Die neue Gebührenstruktur für Apps könnte hier eine Rolle spielen, indem sie Wert auf der Anwendungsebene selbst generiert.
Blick in die Zukunft: Weitere Entwicklungen bei Ethereum-Gebühren
Die Diskussion um die optimale Gebührengestaltung geht weiter. Andere Vorschläge und Entwicklungen sind ebenfalls relevant:
- EIP-7702: Teil des kommenden Pectra-Upgrades, zielt darauf ab, die Bezahlung von Gasgebühren durch Account Abstraction flexibler zu gestalten (Zahlung auch in anderen Tokens als ETH).
- Theoretische Ansätze: Konzepte wie der „EXECUTE-Precompile“ werden diskutiert, die es Validatoren erlauben könnten, Rollup-Logik direkt auf L1 auszuführen, was neue Gebührenmodelle erfordern würde.
Die vorgeschlagene neue Gebührenstruktur ist somit ein Baustein in einem komplexen System, das sich ständig an neue Herausforderungen und Möglichkeiten anpasst.
FAQ zur neuen Ethereum Gebührenstruktur
1. Wer hat die neue Gebührenstruktur vorgeschlagen?
Zwei Mitglieder der Ethereum-Community, Kevin Owocki und Devansh Mehta, haben den Vorschlag unterbreitet.
2. Was ist das Hauptziel des Vorschlags?
Ziel ist es, ein faires Gleichgewicht zwischen der Umsatzgenerierung für App-Entwickler und den Gebühren für Nutzer zu schaffen, insbesondere um kleinere Projekte zu fördern.
3. Wie funktioniert die dynamische Gebühr?
Sie nutzt eine Quadratwurzelfunktion, bei der der prozentuale Gebührensatz mit steigendem Finanzierungskapital sinkt. Es gibt eine Obergrenze von 1% bei sehr großen Pools.
4. Gab es bereits Änderungen an Ethereums Gebühren?
Ja, wichtige Änderungen waren EIP-1559 (Einführung von Base Fee und Burning) und EIP-4844 (Proto-Danksharding zur Senkung der L2-Gebühren).
5. Warum sind Gebühren auf Ethereum überhaupt ein Thema?
Gebühren (Gas Fees) sind notwendig, um das Netzwerk zu sichern und Miner/Validatoren zu entlohnen. Ihre Höhe und Struktur beeinflussen die Nutzerfreundlichkeit, die Wirtschaftlichkeit für Entwickler und die Wettbewerbsfähigkeit von Ethereum.
Fazit: Ein Schritt zu einem nachhaltigeren Ökosystem?
Der Vorschlag von Owocki und Mehta für eine dynamische, quadratwurzelbasierte Gebührenstruktur auf der Ethereum-App-Schicht ist eine interessante Antwort auf die Herausforderungen der Fairness und Skalierbarkeit. Indem er kleinere Projekte begünstigt und gleichzeitig das Wachstum großer Anwendungen nicht übermäßig bestraft, könnte er Anreize neu setzen.
Ob sich diese spezielle neue Gebührenstruktur durchsetzt, wird die Community-Diskussion zeigen. Sie verdeutlicht jedoch den kontinuierlichen Innovationsdruck und die Bemühungen, Ethereum als führende Smart-Contract-Plattform wirtschaftlich nachhaltig und attraktiv für Entwickler und Nutzer gleichermaßen zu gestalten, insbesondere im Zeitalter der Layer-2-Skalierung.
Quellen: cointelegraph.com, binance.com, webopedia.com, bitdegree.org, kryptokenner.de, cryptobriefing.com, consensys.io, cryptoforinnovation.org, trakx.io, tangem.com, antiersolutions.com, metlabs.io, followin.io, ethresear.ch, mexc.com