In der norwegischen Gemeinde Hadsel sorgt die Schließung eines Bitcoin-Mining-Datenzentrums für einen massiven Anstieg der Stromrechnungen. Nach jahrelangen Beschwerden über den Lärm der Anlage, die täglich durch leistungsstarke Lüfter gekühlt werden musste, wurde der Betrieb des Zentrums Mitte September eingestellt. Das Zentrum verbrauchte rund 80 Gigawattstunden Strom pro Jahr, was dem Verbrauch von etwa 3.200 Haushalten entspricht. Trotz der Erleichterung vieler Anwohner über das Ende des Lärms führt die Schließung nun zu einer neuen Herausforderung: Die Bürger müssen ab sofort 20 % mehr für ihren Strom zahlen.
Das Datenzentrum, das sich mit dem energieintensiven Mining von Kryptowährungen wie Bitcoin beschäftigte, war der größte Kunde des lokalen Netzbetreibers Noranett und machte etwa 20 % der Einnahmen des Unternehmens aus. Durch die plötzliche Abschaltung der Anlage über Nacht entstand eine große Einnahmelücke, die jetzt auf die verbliebenen Stromkunden umgelegt wird. Robin Jakobsen, Netzdirektor bei Noranett, erklärte, dass ein durchschnittlicher Haushalt in Hadsel künftig zwischen 2.500 und 3.000 NOK (rund 235 bis 280 USD) mehr pro Jahr zahlen müsse.
Bürgermeister Kjell-Børge Freiberg, der sich seit Jahren mit der Problematik des Datenzentrums auseinandergesetzt hatte, zeigte sich in einem Interview zwar erleichtert über das Ende der Anlage, wies jedoch darauf hin, dass die Gemeinde die Preiserhöhung akzeptieren müsse. „Das Stromsystem wird von Regulierungen bestimmt, die außerhalb unserer Kontrolle liegen“, so Freiberg. Gleichzeitig betonte er, dass die Gemeinde bereits daran arbeite, neue industrielle Projekte in die Region zu holen, um die überschüssige Stromkapazität zu nutzen und die finanziellen Belastungen der Bürger zu verringern.
Obwohl die Bürger Hadsel nun mit höheren Kosten konfrontiert sind, sieht der Bürgermeister auch Chancen: Die frei gewordene Stromkapazität könnte Investoren und Unternehmen anziehen, die zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region beitragen. Es bleibe jedoch unklar, wie schnell neue Projekte realisiert werden könnten, um den Anstieg der Stromkosten auszugleichen. Freiberg versicherte jedoch, dass die Gemeinde täglich daran arbeite, neue wirtschaftliche Möglichkeiten zu schaffen, betonte aber auch, dass die Ansiedlung eines weiteren Bitcoin-Datenzentrums nicht geplant sei.
Hadsel ist nicht die einzige Gemeinde in Norwegen, die mit den Auswirkungen von Bitcoin-Mining konfrontiert wurde. Ähnliche Beschwerden über Lärmbelästigung gab es bereits in anderen Orten, darunter Sortland. Auch dort äußerten Anwohner Kritik an der Präsenz von Mining-Zentren, die jedoch für die Stromnetzbetreiber von wirtschaftlicher Bedeutung sind.
Bitcoin-Mining-Zentren fungieren in einigen Gemeinden weltweit als wichtige Stabilisatoren des Stromnetzes. Hier zeigt sich, was passieren kann, wenn sie wieder abgeschaltet werden.