MiCA vor dem Start: Europas Kryptoregulierung

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Die EU steht unmittelbar vor der ersten Phase ihrer wegweisenden Kryptoregulierung MiCA (Markets in Crypto Assets). Doch während Brüssel die Vorreiterrolle in der globalen Kryptoregulierung feiert, zeichnet sich eine komplexe Realität ab: Die Industrie ringt mit der Umsetzung, Aufsichtsbehörden fordern bereits Nachbesserungen, und fundamentale Fragen bleiben unbeantwortet.

Stablecoins als erste Bewährungsprobe

Diese Woche treten die ersten MiCA-Regelungen in Kraft – zunächst nur für Stablecoins. Die Anforderungen sind streng:

  • 30% der Reserven müssen auf Bankkonten gehalten werden
  • Bei Electronic Money Tokens (EMTs) sind es sogar 60%
  • Strenge Limits für Transaktionen von Nicht-EU-Stablecoins

Jason Allegrante, Chief Legal Officer bei Fireblocks, warnt: „Die aktuellen Regelungen für Stablecoins sind falsch konzipiert. Transaktionslimits könnten sich als großes Hindernis für die Adoption erweisen.“

Industrie kämpft mit Vorbereitung

Die Umsetzung gestaltet sich schwieriger als erwartet:

  • Keine großen Kryptounternehmen haben bisher eine vollständige MiCA-Lizenz erhalten
  • Technische Standards wurden erst kürzlich veröffentlicht
  • Viele Unternehmen haben ihre Kunden noch nicht über Änderungen informiert

„Es ist eine schwierige und unbequeme Phase“, beschreibt Faustine Fleuret von der französischen Kryptolobby ADAN die Situation. Besonders für Startups seien die Anforderungen kaum zu stemmen.

Aufsichtsbehörden fordern Nachbesserungen

Die europäische Wertpapieraufsicht ESMA sieht bereits Nachbesserungsbedarf:

  • Zusätzliche Cybersecurity-Audits für Dienstleister
  • Strengere Überprüfung des Managements
  • Erweiterte Background-Checks bezüglich Geldwäsche und Terrorfinanzierung

Die ESMA betont: „Diese Maßnahmen sollen die Widerstandsfähigkeit des Kryptomarktes erhöhen und den Anlegerschutz verbessern.“

Zwischen Innovation und Kontrolle

MiCA verfolgt mehrere Ziele gleichzeitig:

  • Verbraucherschutz durch klare Haftungsregeln
  • Verhinderung von Geldwäsche
  • Förderung von Innovation im EU-Raum
  • Kontrolle über digitale Währungen, besonders nach den Erfahrungen mit Facebooks Libra-Projekt

Ausblick: Holpriger Start mit offenem Ende

Die vollständige MiCA-Regulierung tritt am 30. Dezember 2024 in Kraft. Experten erwarten:

  • Konsolidierung des Marktes
  • Möglicher Rückzug kleinerer Anbieter aus der EU
  • Verstärktes Engagement etablierter Finanzinstitute
  • Weitere Anpassungen der Regulierung

Marina Markezic von der European Crypto Initiative bleibt trotz Anlaufschwierigkeiten optimistisch: „Etablierte Anbieter haben auf eine Regulierung gewartet. Die Technologie könnte dadurch aus ihrer Nische herausfinden.“

Fazit

MiCA markiert den Beginn einer neuen Ära für Kryptowährungen in Europa. Der Start wird holprig, aber die langfristigen Auswirkungen könnten den Markt grundlegend verändern. Ob die EU dabei ihre Balance zwischen Innovation und Kontrolle findet, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.


Quellen: FintechMagazine, Euronews


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