Die bekannte Kryptowährungsbörse Coinbase hat angekündigt, ihr Belohnungsprogramm für USDC-Bestände in der Europäischen Union zum 1. Dezember 2024 einzustellen. Dieses Programm ermöglichte es Nutzern, Zinsen auf ihre USDC-Einlagen zu verdienen. Die Entscheidung steht im Zusammenhang mit den neuen Vorschriften der Markets in Crypto-Assets (MiCA)-Verordnung, die schrittweise in Kraft treten und den europäischen Kryptomarkt grundlegend verändern.
MiCA und ihre Auswirkungen auf Stablecoins
Die MiCA-Regulierung wurde entwickelt, um den Krypto-Sektor in der EU einheitlich zu regulieren und mehr Transparenz, Verbraucherschutz und Stabilität zu gewährleisten. Besonders betroffen sind Stablecoins, die laut den neuen Vorschriften strengen Anforderungen unterliegen. Dazu zählen unter anderem Reservenvorgaben, Transparenzanforderungen und Einschränkungen in Bezug auf zinsbasierte Angebote.
Ab dem 30. Dezember 2024 wird MiCA beispielsweise das Angebot von Zinsen auf Stablecoins in der EU untersagen. Coinbase erklärte in einer Mitteilung an ihre Kunden, dass das Belohnungsprogramm bis zum 30. November 2024 fortgeführt wird und alle fälligen Prämien innerhalb der ersten 10 Arbeitstage im Dezember ausgezahlt werden.
Marina Markezic, eine Expertin für Regulierungsfragen, kommentierte die Entscheidung auf Plattform X (ehemals Twitter):
„MiCA tritt in Kraft – und damit das Ende der USDC-Belohnungen in der EU.“
Regulierungsdruck zwingt Anpassungen
Die MiCA-Vorschriften setzen Stablecoin-Emittenten und Krypto-Börsen in Europa unter erheblichen Druck. Paul Berg, Mitbegründer des Token-Streaming-Protokolls Sablier, kritisierte die Einschränkungen scharf und äußerte sarkastisch, dass die EU ihn „vor dem Sammeln von Renditen schützen“ wolle. Auch David Schwartz, CTO von Ripple Labs, beklagte, dass solche Regulierungen oft den Unternehmen im Weg stehen, anstatt den Verbrauchern zu dienen.
Bereits im Oktober hatte Coinbase angekündigt, den Handel mit einigen nicht konformen Vermögenswerten für Kunden im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) einzustellen. Gleichzeitig arbeitet der USDC-Mitentwickler Circle daran, sich an die neuen Regelungen anzupassen. Circle erhielt im Jahr 2024 eine Lizenz als Electronic Money Institution (EMI) von der französischen Finanzaufsicht ACPR und ist somit berechtigt, die Stablecoins EURC und USDC in der EU auszugeben.
Die Zukunft von Stablecoins in Europa
Die MiCA-Vorschriften haben bereits zu einer Marktbereinigung geführt. Der USDT-Emittent Tether gab kürzlich bekannt, die Unterstützung seines eurobasierten Tokens EURT einzustellen, da der Markt aufgrund der regulatorischen Vorgaben unattraktiv sei. Stattdessen plant das Unternehmen Investitionen in MiCA-konforme Stablecoins wie EURQ und USDQ, die von der Blockchain-Zahlungsplattform Quantoz Payments bereitgestellt werden.
Chancen und Risiken der MiCA-Regulierung
Während einige Marktteilnehmer die neuen Vorschriften als notwendige Maßnahme zur Schaffung von Klarheit und Stabilität begrüßen, sehen Kritiker darin eine Gefahr für Innovationen und Nutzerfreundlichkeit. Es bleibt abzuwarten, ob MiCA der europäischen Kryptoindustrie langfristig zu nachhaltigem Wachstum verhilft oder ob sie die Entwicklung bremst.
Mit der Abschaffung des USDC-Belohnungsprogramms in der EU wird deutlich, wie stark sich der regulatorische Rahmen verändert. Unternehmen wie Coinbase und Circle stehen vor der Herausforderung, ihre Geschäftsmodelle an die neuen Anforderungen anzupassen. Die MiCA-Regulierung könnte sich als Wendepunkt für die Branche erweisen – mit potenziellen Gewinnern und Verlierern im Rennen um die Zukunft der Kryptowährungen in Europa.
Quellen:
- Forklog, „The Blockchain“